Drei zionistische Führer, v.l. Max Nordau, Theodor Herzl, Prof. Mandelstamm. Unten: Bauer und Beter an der Westmauer des Jerusalemer Tempels - zwei Richtungen des zionistischen Traums (Oblate 1906)

Auszug aus "Der Judenstaat", 1896

von Theodor Herzl

Die Judenfrage besteht. Es wäre töricht, sie zu leugnen. Sie ist ein verschlepptes Stück Mittelalter, mit dem die Kulturvölker auch heute beim besten Willen noch nicht fertig werden konnten. Den großmütigen Willen zeigten sie ja, als sie uns emanzipierten. Die Judenfrage besteht überall, wo Juden in merklicher Anzahl leben. Wo sie nicht ist, da wird sie durch hinwandernde Juden eingeschleppt Wir ziehen natürlich dahin, wo man uns nicht verfolgt, durch unser Erscheinen entsteht dann die Verfolgung. Das ist wahr, muß wahr bleiben, überall, selbst in hochentwickelten Ländern - Beweis Frankreich [gemeint ist die Dreyfus-Affäre - d. Red.] - solange die Judenfrage nicht politisch gelöst ist. Die armen Juden tragen jetzt den Antisemitismus nach England, sie haben ihn schon nach Amerika gebracht...

Ich halte die Judenfrage weder für eine soziale, noch für eine religiöse, wenn sie sich auch noch so und anders färbt. Sie ist eine nationale Frage, und um sie zu lösen, müssen wir sie vor allem zu einer politischen Weltfrage machen, die im Rate der Kulturvölker zu regeln sein wird.

Wir sind ein Volk, ein Volk.

Wir haben überall ehrlich versucht, in der uns umgebenden Volksgemeinschaft unterzugehen und nur den Glauben unserer Väter zu bewahren. Man läßt es nicht zu. Vergebens sind wir treue und an manchen Orten sogar überschwengliche Patrioten, vergebens bringen wir dieselben Opfer an Gut und Blut wie unsere Mitbürger, vergebens bemühen wir uns, den Ruhm unserer Vaterländer in Künsten und Wissenschaften, ihren Reichtum durch Handel und Verkehr zu erhöhen. In unseren Vaterländern, in denen wir ja auch schon seit Jahrhunderten wohnen, werden wir als Fremdlinge ausgeschrieen, oft von solchen, deren Geschlechter noch nicht im Lande waren, als unsere Väter da schon seufzten. Wer der Fremde im Lande ist, das kann die Mehrheit entscheiden; es ist eine Machtfrage, wie alles im Völkerverkehre...

Der ganze Plan ist in seinen Grundformen unendlich einfach und muß es ja auch sein, wenn er von allen Menschen verstanden werden soll. Man gebe uns die Souveränität eines für unsere gerechten Volksinteressen genügenden Stückes der Erdoberfläche, alles andere werden wir dann selbst besorgen... Ist Palästina oder Argentinien vorzuziehen? Die Society wird nehmen, was man ihr gibt und wofür sich die öffentliche Meinung des Judenvolkes erklärt.

aus: Theodor Herzl, Der Judenstaat, 6. Aufl., Köln o.J., S. 9f, 26f.

 

Das Baseler Programm des ersten Zionistenkongresses 1897

"Der Zionismus erstrebt für das jüdische Volk die Schaffung einer öffentlich-rechtlich gesicherten Heimstätte in Palästina. Zur Erreichung dieses Zieles nimmt der Kongreß folgende Mittel in Aussicht:

1. Die zweckdienliche Förderung der Besiedlung Palästinas mit jüdischen Ackerbauern, Handwerkern und Gewerbetreibenden.

2. Die Gliederung und Zusammenfassung der gesamten Judenschaft durch geeignete örtliche und allgemeine Veranstaltungen nach den Landesgesetzen.

3. Die Stärkung des jüdischen Volksgefühls und Volksbewußtseins.

4. Vorbereitende Schritte zur Erlangung der Regierungszustimmungen, die nötig sind, um das Ziel des Zionismus zu erreichen."

aus: Rolf Tophoven, Der israelisch-arabische Konflikt, Bonn 1990, S. 20

 

Die Balfour-Deklaration vom 2. November 1917

"Mein lieber Lord Rothschild!

Zu meiner großen Genugtuung übermittle ich Ihnen namens S.M. Regierung die folgende Sympathie-Erklärung mit den jüdisch-zionistischen Bestrebungen, die vom Kabinett geprüft und gebilligt worden ist.

Seiner Majestät Regierung betrachtet die Schaffung einer nationalen Heimstätte in Palästina für das jüdische Volk mit Wohlwollen und wird die größten Anstrengungen machen, um die Erreichung dieses Zieles zu erleichtern, wobei klar verstanden werde, daß nichts getan werden soll, was die bürgerlichen und religiösen Rechte bestehender nichtjüdischer Gemeinschaften in Palästina oder die Rechte und die politische Stellung der Juden in irgendeinem anderen Lande beeinträchtigen könnte.

Ich bitte Sie, diese Erklärung zur Kenntnis der zionistischen Föderation zu bringen. gez.: James Balfour"

aus: Tophoven, Der israelisch-arabische Konflikt, 1990, S. 22

Bei der Balfour-Deklaration handelt es sich um das Schreiben des britischen Außenministers Arthur J. Balfour an den Zionistenführer Lord Lionel Walter Rothschild. Die Erklärung wurde Bestandteil des Völkerbundmandates über Palästina.

 

Das Palästina-Mandat vom 24. Juli 1922

"Artikel 2. Der Mandatar [Großbritannien] soll dafür verantwortlich sein, daß das Land unter solche politische, administrative und wirtschaftliche Bedingungen gestellt wird, welche die Errichtung der jüdischen nationalen Heimstätte (...) und die Entwicklung von Selbstverwaltungsinstitutionen sowie die Wahrung der bürgerlichen und religiösen Rechte aller Einwohner Palästinas, ohne Unterschied der Rasse und Religion, sichern."

aus: Rolf Tophoven, Der israelisch-arabische Konflikt, Bonn 1990, S. 24

 

Teilungsbeschluß der UNO-Vollversammlung vom 29. November 1947

"Zukünftige Verfassung und Regierung von Palästina

1. Das Mandat über Palästina soll so bald wie möglich beendet werden, in jedem Fall nicht später als am 1. August 1948.

2. Die Streitkräfte der Mandatar-Macht sollen nach und nach von Palästina abgezogen werden, die Räumung soll so bald wie möglich abgeschlossen werden, in jedem Fall nicht später als am 1. August 1948...

Die Mandatar-Macht soll bestrebt sein, ein im Bereich des jüdischen Staates liegendes Gebiet einschließlich Seehafen und Hinterland, das geeignet ist, eine nennenswerte Einwanderung aufzunehmen, zum frühest möglichen Termin zu räumen, in jedem Fall nicht später als am 1. Februar 1948.

3. Unabhängige arabische und jüdische Staaten und die besondere internationale Verwaltung der Stadt Jerusalem, wie in diesem Plan.... vorgesehen, sollen in Palästina zwei Monate nach der Evakuierung der Streitmächte der Mandatar-Macht gebildet werden, in jedem Fall aber nicht später als am 1. Oktober 1948."

aus: Rolf Tophoven, Der israelisch-arabische Konflikt, Bonn 1990, S. 28

 

Die Unabhängigkeitserklärung des Staates Israel

verkündet in Tel Aviv am 14. Mai 1948 (5. Ijar 5708)

Urkunde und Urkundenrolle der Unabhängigkeitserklärung

Im Lande Israel entstand das jüdische Volk. Hier prägte sich sein geistiges, religiöses und politisches Wesen. Hier lebte es frei und unabhängig. Hier schuf es eine nationale und universelle Kultur und schenkte der Welt das Ewige Buch der Bücher.

Durch Gewalt vertrieben, blieb das jüdische Volk auch in der Verbannung seiner Heimat in Treue verbunden. Nie wich seine Hoffnung. Nie verstummte sein Gebet um Heimkehr und Freiheit.

Beseelt von der Kraft der Geschichte und Überlieferung, suchten Juden aller Generationen in ihrem alten Lande wieder Fuß zu fassen. Im Laufe der letzten Jahrzehnte kamen sie in großen Scharen. Pioniere, Verteidiger und Einwanderer, die trotz der Blockade den Weg in das Land unternahmen, erweckten Einöden zur Blüte, belebten aufs neue die hebräische Sprache, bauten Dörfer und Städte und errichteten eine stets wachsende Gemeinschaft mit eigener Wirtschaft und Kultur, die nach Frieden strebte, aber sich auch zu schützen wußte, die allen im Lande die Segnungen des Fortschritts brachte und sich vollkommene Unabhängigkeit zum Ziel setzte.

Im Jahre 1897 trat der erste Zionistenkongreß zusammen. Er folgte dem Rufe Dr. Theodor Herzls, des Sehers des jüdischen Staates, und verkündete das Recht des jüdischen Volkes auf nationale Erneuerung in seinem Lande. Dieses Recht wurde am 2. November 1917 in der Balfour-Deklaration anerkannt und auch durch das Völkerbundsmandat bestätigt, das der historischen Verbindung des jüdischen Volkes mit dem Lande Israel und seinem Anspruch auf die Wiedererrichtung seiner nationalen Heimstätte internationale Geltung verschaffte.

Die Katastrophe, die in unserer Zeit über das jüdische Volk hereinbrach und in Europa Millionen von Juden vernichtete, bewies unwiderleglich aufs neue, daß das Problem der jüdischen Heimatlosigkeit durch die Wiederherstellung des jüdischen Staates im Lande Israel gelöst werden mußte, in einem Staat, dessen Pforten jedem Juden offenstehen, und der dem jüdischen Volk den Rang einer gleichberechtigten Nation in der Völkerfamilie sichert.

Die Überlebenden des schrecklichen Nazi-Gemetzels in Europa sowie Juden anderer Länder scheuten weder Mühsal noch Gefahren, um nach dem Lande Israel aufzubrechen und ihr Recht auf ein Dasein in Würde und Freiheit und ein Leben redlicher Arbeit in der Heimat durchzusetzen.

Im Zweiten Weltkrieg leistete die jüdische Gemeinschaft im Lande Israel ihren vollen Beitrag zum Kampfe der frieden- und freiheitsliebenden Nationen gegen die Nazimächte der Finsternis. Mit dem Blute ihrer Soldaten und ihrem Einsatz für den Sieg erwarb sie das Recht auf Mitwirkung bei der Gründung der Vereinten Nationen.

Am 29. November 1947 faßte die Vollversammlung der Vereinten Nationen einen Beschluß, der die Errichtung eines jüdischen Staates im Lande Israel forderte. Sie rief die Bewohner des Landes auf, ihrerseits zur Durchführung dieses Beschlusses alle nötigen Maßnahmen zu ergreifen. Die damalige Anerkennung der staatlichen Existenzberechtigung des jüdischen Volkes durch die Vereinten Nationen ist unwiderruflich.

Gleich allen anderen Völkern ist es das natürliche Recht des jüdischen Volkes, seine Geschichte unter eigener Hoheit selbst zu bestimmen.

Demzufolge haben wir, die Mitglieder des Nationalrates, als Vertreter der jüdischen Bevölkerung und der zionistischen Organisation, heute, am letzten Tage des britischen Mandats über Palästina, uns hier eingefunden und verkünden hiermit kraft unseres natürlichen und historischen Rechtes und aufgrund des Beschlusses der Vollversammlung der Vereinten Nationen die Errichtung eines jüdischen Staates im Lande Israel - des Staates Israel.

Wir beschließen, daß vom Augenblick der Beendigung des Mandates, heute um Mitternacht, dem sechsten Tage des Monats Ijar des Jahres 5708, dem 15. Mai 1948, der Nationalrat als verläufiger Staatsrat und dessen ausführendes Organ, die Volksverwaltung, als zeitweilige Regierung des jüdischen Staates wirken sollen. Der Name des Staates lautet Israel. Der Staat Israel wird der jüdischen Einwanderung und der Sammlung der Juden im Exil offenstehen. Er wird sich der Entwicklung des Landes zum Wohle aller seiner Bewohner widmen. Er wird auf Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden im Sinne der Visionen der Propheten Israels gestützt sein. Er wird all seinen Bürgern ohne Unterschied von Religion, Rasse und Geschlecht soziale und politische Gleichberechtigung verbürgen. Er wird Glaubens- und Gewissensfreiheit, Freiheit der Sprache, Erziehung und Kultur gewährleisten, die Heiligen Stätten unter seinen Schutz nehmen und den Grundsätzen der Charta der Vereinten Nationen treu bleiben.

Der Staat Israel wird bereit sein, mit den Organen und Vertretern der Vereinten Nationen bei der Durchführung des Beschlusses vom 29. November 1947 zusammenzuwirken und sich um die Herstellung der gesamtpalästinensischen Wirtschaftseinheit bemühen.

Wir wenden uns an die Vereinten Nationen mit der Bitte, dem jüdischen Volk beim Aufbau seines Staates Hilfe zu leisten und den Staat Israel in die Völkerfamilie aufzunehmen.

Wir wenden uns - selbst inmitten mörderischer Angriffe, denen wir seit Monaten ausgesetzt sind - an die in Israel lebenden Araber mit dem Aufrufe, den Frieden zu wahren und sich aufgrund voller bürgerlicher Gleichberechtigung und entsprechender Vertretung in allen provisorischen und permanenten Organen des Staates an seinem Aufbau zu beteiligen.

Wir bieten allen unseren Nachbarstaaten und ihren Völkern die Hand zum Frieden und guter Nachbarschaft und rufen zur Zusammenarbeit und gegenseitigen Hilfe mit dem selbständigen jüdischen Volk in seiner Heimat auf. Der Staat Israel ist bereit, seinen Beitrag bei gemeinsamen Bemühungen um den Fortschritt des gesamten Nahen Ostens zu leisten.

Unser Ruf ergeht an das jüdische Volk in allen Ländern der Diaspora, uns auf dem Gebiete der Einwanderung und des Aufbaues zu helfen und uns im Streben nach der Erfüllung des Traumes von Generationen - der Erlösung Israels - beizustehen.

Mit Zuversicht auf den Fels Israels setzen wir unsere Namen zum Zeugnis unter diese Erklärung, gegeben in der Sitzung des zeitweiligen Staatsrates auf dem Boden unserer Heimat in der Stadt Tel Aviv. Heute, am Vorabend des Sabbat, dem 5. Ijar 5708, 14. Mai 1948.

David ben Gurion proklamiert die Gründung des Staates Israel

 

Hatikvah, "Hoffnung"

Die Nationalhymne des Staates Israel

Solang tief im Herzen
Die Seele eines Juden sich sehnt,
Und gen Osten
Ein Auge blickt, nach Zion,
Ist unsere Hoffnung nicht verloren,
Die Hoffnung von zweitausend Jahren,
Frei zu sein als Volk in unserem Land,
Dem Land Zions und Jerusalems.


 

Das Emblem des Staates Israel

Das offizielle Emblem des Staates Israel, für das man sich im Jahre 1949 entschied, ist die Menora oder Leuchter, das uralte Symbol des jüdischen Volkes, wie es auf dem Titus-Bogen in Rom zu sehen ist. Die Menora wird von zwei Olivenzweigen umrankt, die unten durch die Aufschrift "Israel" in hebräischer Schrift verbunden sind. Die Olivenzweige versinnbildlichen die uralte Friedenssehnsucht des jüdischen Volkes. Seit der Zeit, in der eine Taube, die ausgesandt wurde, um Land zu finden, mit einem Olivenzweig im Schnabel zu Noahs Arche zurückkehrte, ist dieser gleichbedeutend mit Frieden (Genesis 8,11).

 

Die Flagge Israels

"Auf Geheiß unseres Leiters Herzl kam ich nach Basel, um die Vorbereitungen für den Zionistischen Kongreß zu treffen (...). Eines der zahlreichen Probleme, die mich beschäftigten, enthielt etwas von der Substanz des jüdischen Problems: Mit welcher Flagge sollten wir die Kongreßhalle schmücken? (...) Dann kam mir ein Gedanke. Wir haben eine Flagge - sie ist blau-weiß. Der Tallit (Gebetsschal), den wir beim Gebet umlegen: dies ist unser Symbol. Diesen Tallit wollen wir aus seinem Beutel nehmen und ihn vor den Augen Israels und der ganzen Welt entrollen. Und so bestellte ich eine blau-weiße Fahne mit dem Davidstern. So entstand unsere Nationalflagge, die über der Kongreßhalle wehte. Und niemand zeigte Verwunderung oder fragte, wo sie herkam oder wie sie entstand."

Der Zionistenführer David Wolffsohn über die Geburtsstunde der Zionistenflagge. Wolffsohn trat 1905 die Nachfolge Theodor Herzls als Präsident des Zionistischen Weltbundes an.